Cranio-Sacrale Therapie

Die Cranio-Sacrale Therapie (vom lateinischen cranio = Schädel und sacral = zum Kreuzbein gehörend) wurde in den dreißiger Jahren in den USA von dem Osteopathen J.D. Sutherland entwickelt.

Er fand heraus, dass die Schädelnähte nicht, wie bislang angenommen wurde, in der Wachstumsphase vollständig miteinander verwachsen und damit unbeweglich werden, sondern dass zwischen den Schädelknochen eine kleine Lücke erhalten bleibt, die auch bei einem erwachsenen Menschen eine geringe Beweglichkeit der Schädelknochen gewährleistet.

Um seine theoretische Schlussfolgerung, dass manche gesundheitlichen Probleme von einer Bewegungseinschränkung der Schädelknochen ausgelöst werden, zu untermauern, blockierte Sutherland in mehreren Selbstversuchen mit einem Spezialhelm die Bewegungen einzelner Schädelknochen. Dadurch gelang es ihm zwar, verschiedene Krankheitssymptome auszulösen, allerdings fehlten ihm noch die technischen Möglichkeiten, seine Erkenntnisse auch zu beweisen.

Dem amerikanischen Arzt Dr. J. Upledger gelang es in den letzten 20 Jahren, die Cranio-Sacrale-Therapie durch wissenschaftliche Untersuchungen zu entmystifizieren.


So ist es mit modernen wissenschaftlichen Methoden heute möglich, diesen Spalt zwischen den Schädelknochen auch zu sehen. Betrachtet man die gezackten Schädelnähte zwischen den Schädelknochen, wie sie in der Abbildung oben zu sehen sind, unter dem Elektronenmikroskop, erkennt man ein Bindegewebe, das den Spalt ausfüllt und die Zacken miteinander verbindet. Upledgers Arbeitshypothese besagt:

Gesundheit gibt es nur in einer freien Beweglichkeit der Schädelknochen!

Diese kann als Reaktion auf ein Trauma oder eine Systemerkrankung jedoch eingeschränkt sein. Dementsprechend ist jede Bewegungseinschränkung ein Zeichen einer Störung oder kann Auslöser für Schmerzen und Krankheitssymptome sein , für die bislang keine befriedigende schulmedizinische Erklärung gefunden werden konnte.

Die Schädelknochen und das Kreuzbein werden dabei als eine funktionelle Bewegungseinheit gesehen, die über eine Art hydraulisches System miteinander verbunden sind und sich zeitgleich bewegen.

Dieses hydraulische System, das von Upledger als Cranio-Sacrales-System bezeichnet wurde, besteht bei einem Erwachsenen aus etwa 150 ml Hirnflüssigkeit, dem Liquor, und einer Hülle, der Dura. Diese Dura umhüllt das Gehirn und das Rückenmark und hält die Hirnflüssigkeit wie in einem Beutel zusammen.

Mittlerweile weiß man, dass in den Hirnkammern an einem einzigen Tag bis zu einem halben Liter Hirnflüssigkeit gebildet wird, die wieder abfließt und in den Blutkreislauf zurückgenommen wird. Doch Upledgers Überlegungen gehen noch einen Schritt weiter. Er glaubt, dass zehnmal in der Minute eine kleine Menge Hirnflüssigkeit produziert und stoßartig freigesetzt wird. Dieser Prozess löst eine Druckwelle aus, die sich vom Gehirn ausgehend über das Rückenmark bis zum Kreuzbein hin fortsetzt.

Diese Bewegungen, die regelmäßig stattfinden, bezeichnet Upledger als Cranio-Sacralen-Rhythmus, der überall am Körper von geübten Händen zu spüren ist.

Der Behandler ertastet so Fixationen und Problemzonen, die den freien Fluss der Cerebrospinalflüssigkeit (Liquor) hemmen.


Ziel

Das Ziel der Cranio-Sacralen-Therapie ist es, eingeschränkte artikuläre Bewegungen zu lösen, Verspannungen aus den Membranen zu nehmen, den Kreislauf, vor allem des venösen Systems zu verbessern, mögliche Beeinträchtigungen der Hirnnerven bei ihrem Austritt aus der Schädelbasis zu beheben und die Vitalität des cranialen Rhythmus zu steigern.

Die Techniken haben eine lokale Wirkung in der Kopf - und Nackenregion, wirken aber auch auf den gesamten Körper und steigern das Wohlbefinden des Patienten. (Selten übersteigt der manuelle Druck der Hände des Behandlers die Werte von 5-10 g), somit eignet sich die Therapie nicht nur für Erwachsene, sondern auch für Säuglinge und Kinder


Anwendungsbereiche

Da eine Vielfalt von Techniken auf der strukturellen und der energetischen Ebene bestehen, können auch eine Vielzahl von Krankheitsbildern behandelt werden. Besonders gute Erfolge wurden bei der Behandlung des HWS-Syndroms (mit Atlasblockierungen und Migräneanfällen) und des LWS-Syndroms (mit Bandscheiben-beschwerden) erzielt.

Ebenfalls erfolgreich oder zumindest unterstützend können u.a. Tinnitus, Trigeminus-Neuralgie, Asthma bronchiale und bei Kindern: Hyperaktivitäten, Konzentrationsstörungen, Schädeldeformitäten nach Saugglocken- und/oder Zangengeburten, Schrei-und Spuckkinder behandelt werden.


Komplikationen

Die Techniken der Cranio-Sacralen-Therapie mögen zwar wenig aggressiv und sehr sanft erscheinen, aber sie sind ausgesprochen wirksam und deshalb "anstrengend für den gesamten Körper".

Komplikationen sind bei den Cranio-Sacralen-Techniken glücklicherweise äußerst selten, aber sie kommen vor:
So kann zunächst eine Verschlimmerung der Symptome einsetzen, aber auch Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen können nach einer Behandlung auftreten.

Patienten mit psychologischen und psychiatrischen Krankheitsbildern müssen wissen, dass durch die Cranio-Sacralen-Techniken das Gefühlsempfinden verändert werden kann.

Cranio-Sacrale-Techniken können deutliche emotionale Reaktionen hervorrufen, die die Beziehung des Patienten zu seiner Umwelt beeinflussen, hier ist es wichtig, dass die Patienten zusätzlich psychologisch betreut werden.